Köln Marathon
4.Oktober 2009
Vorgeplänkel
Nach dem doch recht erfolgreichen HM in Immenstadt wollte Barbara jetzt auch einen Marathon laufen. Mir schwebte schon länger ein Herbst-Marathon im Kopf herum. Also dann!
Bleibt die Frage, welcher: München liegt ja vor der Tür, ist nett mit dem Einlauf durch Marathontor ins Olypiastadion. Doch halt, das passt "periodisch" nicht so gut. Also eine Woche früher. Da findet auch der Köln-M statt. Elegant mit einem Verwandtenbesuch der Schwiegereltern zu verbinden und die Übernachtungsfrage ist auch gelöst. Durch die diversen Kontakte von Barbara kommen wohl auch noch ein paar Supporter zusammen. Trainingsplan ausgearbeitet und auf geht´s.
Leider bekommt Barbara dann erst Probleme mit dem Knie und legt sich dann auch noch ins Krankenhaus. Muss ich also wohl allein laufen. Das hat allerdings den Vorteil, dass ich nun auf den langen Läufen am Sonntag ein Begleitfahrzeug mit Getränken und Verpflegung habe. Genial!
VWKGJ (VorWettKampfGeJammer)
Die Vorbereitung hat super geklappt, Archillessehne und sonstige neuralgische Punkte muckten kaum, der letzte lange Lauf (mit Verlaufen über 36,4 km) gab sogar noch eine Endbeschleunigung her. Lediglich ein leichtes Ziehen im rechten Gesäßmuskel war gelegentlich zu spüren, aber das ging schon.
Am letzten Sonntag vor dem Rennen nochmal lockere 20 km. Da war nach 300 m Schluß, der Muskel zog jetzt heftig. Lieber nichts riskieren. Am Montag war dann selbst normales Gehen schmerzhaft. Dienstag Arzt: das sind Ischias-Probleme! Örks! Leichte Panik steigt auf.
Muskelrelaxans verschrieben bekommen, seeeehr regelmäßig gedehnt und Sitzbäder in der Badewanne. Vorsichtiges Antesten des geplanten Renntempos am Mittwoch abend gab mir wieder Hoffnung. Uff!
Geplant ist eine Traumzeit von 3:45 Std. Das sind 5:20 min/km. Dafür muss aber doch alles optimal laufen, und im Hinterkopf ist natürlich noch der abgebrochene Marathon von Bonn vor zwei Jahren. Mindestziel ist dann auch sub 4 Std, im Vergleich zur bisherigen Bestzeit von 4:21:22 immer noch eine heftige Steigerung.
Vor dem Wettkampf
Freitag und Montag Urlaub genommen, am Freitag Anreise mit der Bahn nach Köln. Kurzer Abstecher in die Stadt, um Puschel und Krachmacher für die Supporterin zu besorgen. Irgendwas muss noch auf meine Kappe, damit Barbara mich auch früh genug sieht. Die Wahl fällt auf eine große Sonnenblume zum Anstecken.
S-Bahn nach Bergisch-Gladbach, Peter, Barbaras Bruder, holt uns ab, noch kurz einkaufen, Nudelschlacht und ein gemütlicher Abend. Barbaras Eltern sind leider erst ab Sonntag abend wieder da.
Am Samstag nach dem Frühstück ein kleiner Spazierlauf von etwa 4 km, die Pobacke hält. Nach Köln, Startunterlagen abholen und auf die völlig überfüllte Marathonmesse schauen. Etwas durch Köln schlendern, einen mittelmäßigen Döner verputzen, wieder heimfahren und eine ausgedehnte Nudelschlacht hinlegen.
Das Wetter schaut nicht so toll aus, für morgen ist Regen angesagt.
Sonntag morgen gemütliches Frühstück, und gegen 10 geht es dann endlich los Richtung Start. Wetter schaut gut aus, wolkig aber trocken.
Barbara weitergeschickt, Kleiderbeutel abgegeben, auf zur Startaufstellung. Einmal hinten rum, um zu meinem Block zu kommen. Bei "Hier einchecken" darf man über die Absperrgitter klettern. Dann doch lieber woanders. Der erste Block startet, wir dürfen aufrücken. Hat aber den Nachteil, dass man jetzt das Gerede vom Moderator versteht, der versucht, Stimmung zu machen. Dann wird auch unser Block auf die Strecke geschickt.
Jetzt aber: Wettkampf
Uhr starten und los geht´s, die Nervosität ist endlich weg, jetzt gilt´s.
Freies Laufen ist noch nicht möglich, das macht aber nichts, es geht eh gleich aufwärts auf die Deutzer Brücke. Von da abwärts nervt es schon eher, ich muss ständig bremsen. Aber hier wildes Slalomlaufen will ich mir nicht antun. Da kommt auch das erste Kilometerschild: 5:40 Min. Grr, das ist doch arg langsam. Aber wenigstens mal nicht zu schnell losgelaufen. Jetzt wird´s aber doch etwas freier, km 2 geht in 5:20 Min. durch.
An der Strecke ist richtig was los. Die Wahl der Sonnenblume als Erkennungszeichen erweist sich als Glücksgriff: Immer wieder sprechen mich Zuschauer und auch Läufer darauf an. Die besten Sprüche: "Du läufst wohl mit Solarkraft" oder ein Moderator in einer Fanmeile: "Die einen laufen mit Sonne im Herzen, die anderen mit Sonnenblume auf dem Kopf".
Bei km 5,5 steht auch schon mein Schatz wild puschelnd und Krach machend. Yeah! Ich lasse meine Laufjacke, die ich anfangs noch anhabe, bei ihr.
Km 10 geht in 54:14 Min. durch. Etwas zu langsam, aber da war auch ein Boxenstop drin. Passt.
Kurz drauf steht Barbara schon wieder am Rand. Kuss, strahlendes Lächeln und weiter geht´s. Am Barbarossaplatz ist wieder richtig der Bär los. Aber zwischen km 12 und 13 merke ich, dass das Pflaster auf der linken Brustwarze verrutscht ist und scheuert. Abreissen und neu kleben funktioniert nicht. Aua. Naja, Barbara steht ja entweder bei km 18 oder 22 wieder, da krieg ich ein neues Pflaster.
Solange konzentriere ich mich aufs Laufen, freue mich, dass es recht rund läuft und staune über die Kölner Zuschauer. Es ist praktisch überall was los, die Leute feuern die Läufer an, teilweise mit Namen (der steht auf der Startnummer). Selbst irgendwo im Industriegebiet, links Autowerkstätten, rechts runtergekommene Wohnhäuser steht eine alte Dame auf ihr Fahrrad gestützt und ist wild am ratschen. Einfach toll!
Km 18 kommt, das Pflaster muss bis 22 warten. Viele Kilometerschilder sehe ich jetzt nicht mehr. Da kommt die Halbmarathonmarke. 1:54:30 Std. Ups. Das ist 2 Minuten zu langsam. Ich wollte zwar die 2. Hälfte etwas schneller werden, aber das ist doch etwas viel. OK, einfach mal ganz sanft anziehen und schauen was geht. Ich fühle mich noch super.
Km 22, jede Menge Volk, keine Barbara. Dann eben doch erst bei km 35, das ist mir eh der wichtigste Punkt, da bin ich in Bonn ausgestiegen.
Die Verpflegungsstellen werden immer länger, es gibt immer mehr verschiedene Sachen zu Essen und Trinken. Auch das ist hervorragend organisiert, es gibt keine Staus.
Es geht allmählich in den Norden, Richtung Amsterdamer Str., von der ich so viel ungutes gehört habe. Das Thema "schneller werden" hat sich auch erledigt, der rechte Oberschenkel droht mit Krampf, wenn ich zu sehr anziehe. Allgemein wird es doch so ganz allmählich etwas härter. Erster Teil Amsterdamer Str., auf der gegenüberliegenden Strassenseite kommen Läufer entgegen. Nett. Wir machen dann noch einen Schlenker, bevor es wieder auf die Amsterdamer erst Richtung Norden und dann retour Richtung Süden geht. Alles OK hier, ausreichend Zuschauer und der Mann mit dem Hammer hat mich auch noch nicht eingeholt. Zoobrücke in Sicht, es steigt an. Ein Zuschauer ruft "nur noch 100 m bergauf". Hmpf, nett gemeint, aber 100 m können ganz schön lang klingen.
Da steht Barbara, Hektik kommt auf, ich will doch noch ein Pflaster für die letzten 7 km. Pflaster gefunden, geklebt, 2. noch oben drauf, Kuss und weiter geht´s. Der km schlägt mit 7:03 Min. zu Buche. Sei´s drum!
Jetzt kommen mir die langsameren Läufer entgegen. Es ist hart, aber ich bin mir sicher, dass ich ankommen werde. Allzuviel nehme ich jetzt nicht mehr von der Strecke wahr, nur wenn ein Zuschauer mit Namen anfeuert, kommt es noch an. Hohe Strasse, km 40. Ein Stück später schaue ich doch mal auf die Uhr: reicht das noch für unter 4 Std.? 3:42:irgendwas. Jep, das langt ganz locker.
Am Dom vorbei, jetzt kommt das befürchtete Kopfsteinpflaster. Naja, so lang ist das ja nicht, und man kann auch noch auf den Bürgersteig ausweichen. Denkste: Da kommt noch ein richtig heftiges Stück. Aua. Direkt anschließend geht es die Deutzer Brücke wieder hoch. Mann, ist das steil. Egal, das pack ich auch noch. Oben muß ich mich dann nochmal zusammenreissen, um nochmal Gas zu geben. Ist ja schließlich ein Rennen hier ...
Sollte hier nicht irgendwo das Ziel sein? Ah, da. Ansatzweise Endspurt, sogar so was ähnliches wie ein Lächeln für die Kamera krieg ich noch hin, dann bin ich durch. WOW!
Nach dem Rennen
Uhr abdrücken, weitergehen. Nach einigen Metern setze ich mich erstmal auf einen Betonklotz, ich will ja doch meine Zeit wissen. 3:44:54 Std. Leider hat mir unterwegs bei einem Überholmanöver jemand die Uhr ausgeschaltet, da sind ein paar Sekunden vergangen, bis die wieder lief. Mmmh. Egal, unter 4 Stunden ist´s allemal und den Rest sehen wir dann später.
Weitergehen, da vorn gibt´s die Wärmedecken. Die Dame besteht darauf, sie mir umzuhängen, statt sie mir zu geben. Nett. Medaille umgehängt bekommen und weiter ins Verpflegungsdorf. Erdinger gibt´s ganz am Ende, also langsam durchschieben. Unterwegs nehme ich alles zu Essen mit, was mir in die Quere kommt. Nur Bananen machen mich grad gar nicht an. Als ich jedoch in der einen Hand einen angebissenen Keks und in der anderen ein Stück Fleischwurst mit Senf hatte, kam mir kurz der Gedanke, ob das grad so gesund sein kann. Der Gedanke verflog und ich schob mich Müsliriegel, Studentenfutter, Quarkbällchen mümmelnd Richtung Bier, eroberte 2 Stück und ließ mich zufrieden seufzend auf der Wiese nieder.
Erstes Bier ausgetrunken, ächzend aufgestanden, mitsamt Bier etwas wählerischer auf Essensjagd gegangen, 3. Bier geholt und mich auf den Weg zu den Umkleiden gemacht. So einen richtig flotten Schritt hatten die alle nicht mehr rundum.
Unterwegs fängt mich auch schon Barbara ab und wir gehen gemeinsam zur Kleiderbeutelausgabe. Dusche fällt aus, wir machen uns bald auf den Weg zur S-Bahn.
Abends dann beim Mongolischen Buffet kommt die SMS mit der offiziellen Zeit: 3:55:00 Std.
Yeah!
Fazit
Sehr gut organisiert, die Zuschauer sind Weltklasse, geniale Stimmung.
Die Einteilung der Startblöcke ist arg verbesserungsfähig, hier sollte doch etwas auf Zielzeiten geachtet werden, damit man auch anfangs freier laufen kann.
Es hat richtig Spaß gemacht!
Ich hab mich übrigens unterwegs gewundert, wieso die Straßen so naß sind: Die Spitzengruppe ist heftig naß geworden, bei mir ist nichts angekommen. Perfektes Laufwetter.
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