Iller-Marathon
in Immenstadt im Allgäu (HM)
7. Juni 2009
Vorgeplänkel:
Barbara wollte nach dem nicht ganz so
geglückten 10k Rennen in Lohhof auch endlich einen
Halbmarathon laufen. Nach dem Durchrechnen der noch benötigten
Trainingsumfänge und sonstigen privaten Verpflichtungen kam
ein Termin Ende Mai / Anfang Juni in Frage. Autsch, das könnte
warm werden. Problem: Um diese Jahreszeit werden nicht so wahnsinnig
viele HM in der Gegend angeboten. In die engere Wahl kamen dann ein
Lauf im Altmühltal und der Iller-Marathon. Im
Altmühltal startet der Lauf an einem Freitag um 17 Uhr,
nicht zu schaffen von München aus, wenn man arbeiten
muß. Aber auch Immenstadt hat seine Tücken: Start
um 8:15 Uhr am Sonntag. Bei eineinhalb Stunden Fahrt auch nicht so
entspannt. Also in Immenstadt übernachten. Sei´s drum.
VWKGJ (Vor-Wettkampf-Gejammer)
Bis 14 Tage vor dem Rennen lief die
Vorbereitung eigentlich recht gut. Sonntags waren lange Läufe
mit meinem Schatz dran, die wir immer mehr steigerten. Unter der
Woche lief jeder seins, Barbara hat ihren Plan besser
eingehalten als arbeitsbedingt ich. Aber auch bei mir alles im
grünen Bereich. Der vorletzte lange Lauf über 25 km
stand an, es war recht kalt und regnerisch, also Start etwas
verschieben und in einer trockenen Periode gegen 11 Uhr los.
Dummerweise wurde es dann entgegen dem Wetterbericht sehr warm und
schwül. Dementsprechend war bei etwa km 17 bei Barbara die
Luft raus und wir durften heim wandern. Etwas, was mir meine Beine
doch sehr krumm nahmen.
Nun ja, am letzten Sonntag vor dem
Rennen halt nochmal ruhige 19 km machen, muss auch reichen.
Wir hatten ja schon mal 22,6 km als Überdistanz hinter uns
gebracht. Nach 12 km ging nix mehr, Barbaras Knie zickte: ITBS? Ich
machte mich also auf, um das Auto zu holen. Dabei habe ich dann eine
saubere Endbeschleunigung auf das geplante Renntempo hingelegt. Nicht
wirklich der geplante ruhige Lauf. Als Konsequenz maulte mein linkes
Knie dann die Woche über leicht (vielleicht war es ja auch
nur Solidarität mit Barbaras Knie, das die Woche über
mit Verband spazieren geführt wurde).
Plan ist eine Kilometerzeit von 5
Minuten 20 Sekunden, wenn´s nicht so gut läuft und da es
hügelig ist 5:30. Das würde noch für eine
leichte Verbesserung der Bestzeit reichen. Optimalerweise
wäre auch 5:15 drin, aber bei der sub-optimalen Vorbereitung
liegt das eher nicht im Bereich des Möglichen.
Wettkampf
Die Anreise nach Immenstadt am Samstag
verlief ruhig, aber durch strömenden Regen. Auch für
Sonntag verhieß der Wetterbericht nichts gutes: recht
frisch und verregnet sollte es werden. Na dann.
Unterkunft gut gefunden, ein kleines
Privatquartier mit nettem Zimmer, Frühstück
für 6 Uhr klar gemacht, Startunterlagen abgeholt, an der
Pastaparty teilgenommen, ein Stück der Rennstrecke
abgefahren (ganz schön hügelig) und recht früh
ins Bett verzogen.
Am Sonntag morgen ist es trüb
und grau, aber es regnet nicht. Frühstück steht wie
versprochen vor der Tür. Abfahrt zum Stadion, einlaufen,
Atmosphäre genießen, noch 5 mal die Kleidungsfrage
überdenken. 8 Uhr, es fängt an zu regnen. OK,
kurzes Shirt, langes drüber, kurze Tight, ab ins Stadion.
Die Läuferschar versammelt sich vor der Tribüne in
der Nähe eines Transparentes. Plötzlich setzt sich
alles über den Rasen in Bewegung. Also hinterher. Auf der
Gegengraden steht jetzt also so etwas wie eine Startaufstellung. Ein
Offizieller erzählt irgendwas, aber außer den
ersten zwei Reihen kriegt das keiner mit. Plötzlich
höre ich "3-2-1-los" und alles setzt sich in Bewegung.
Wie los? War das jetzt grade der Startschuß? Hektisches
Gefummel an der Uhr und ich laufe los. Es geht eine dreiviertel Runde
um den Sportplatz, auf den Deich der Iller und durch einige Kurven
durch Immenstadt, bevor es auf einem Radweg endlang einer
Hauptstraße Richtung Alpsee geht. Hier sehe ich auch
endlich die erste KM-Markierung. KM 3, Blick zur Uhr: 14:56. Ups, das
ist deutlich zu schnell. Also leicht bremsen. Mit 5:04 klappt das nur
teilweise, aber hier ging´s auch etwas bergab. Beim nächsten
km geht es etwas bergauf und ich krieg Probleme mit der Atmung. Na
gut, dann halt doch 5:15. Klappt dann überraschend gut, die
Zeit zu treffen. Den ersten Verpflegungsstand lasse
ich aus, es ist noch recht kühl und ich hab ausreichend
vorgetankt. Es geht auf einer kleinen asphaltierten Fahrstraße
recht hügelig am Alpsee entlang. Mann, machen die Kuhglocken
einen Krach.
In Trieblings noch mal einen Hügel
hoch, in der Linkskurve greifen ich einen Becher Wasser.
Jetzt geht es über eine breite Splittstrecke. Beim Versuch
zu trinken geht wie gewohnt mehr in mein linkes Auge als in den Mund.
Ich ziehe mich langsam an einen
Läufer ran. Beim Versuch zu überholen stelle ich
fest, dass hier Gegenwind ist. Also wieder hinter ihn fallen
lassen, läuft sich gleich viel entspannter. Mein
Tempomacher läuft ein sehr gleichmäßiges
Tempo. Das heißt aber, ich muß bergauf
beißen und bergab bremsen. Egal, das ist das entspanntere
Laufen wert. Kurz drauf läuft von hinten ein weiterer
Läufer auf, der meine Lernkurve wiederholt. So sind wir also
zu dritt. Kurz vor einer Holzbrücke steht ein Junge, der
laut die Läufer mitzählt. Wir sind "neunundneunzig,
hundert, einhundert". Das ließ mich doch etwas an der
Korrektheit zweifeln. Das Führungsfahrrad ist uns vorher
schon entgegen gekommen, es ist über weite Teile eine
Pendelstrecke. Jetzt jedoch wird es eng. Auf der Strecke ist zwar
noch problemlos Gegenverkehr möglich, aber gleichzeitig
überholen ist nicht mehr.
Wendepunkt in Sicht: Hügel
hoch, Bändchen zum Beweis, dass man da war,
greifen, Hügel wieder runter, Wasser fassen
und weiter. Leider verheddere ich mich bei dieser hochkomplexen
Aufgabenstellung etwas und verliere beim Wasser greifen mein
Bändchen. Also Vollbremsung, Bändchen greifen,
Wasser greifen und erst dann weiter. Meine Gruppe bin ich
los, interessanterweise bin ich vor ihnen. Na gut, jetzt
kommt eh wieder die enge Stelle. Kurz vorher überholt mich
noch jemand in einer Trekkinghose.
Jetzt kommt mir auch bald Barbara
entgegen, bei etwa km 11,5 (für sie km 10). Kommentar von
ihr: "Bin zu schnell". Ach?
Kurz hinter km 13 wird es hart, ich
breche ein. Die Zeiten sind zwar noch exakt im Plan, genau 5:15, aber
ich habe das Gefühl, als ginge nichts mehr. Beim
nächsten Verpflegungsstand einen Becher Iso und
einen Becher Wasser genommen und ein paar Schritte gegangen.
Da ich nirgends Bananen gesehen habe, hatte ich Angst, dass
mir der Sprit ausgeht. Ich hangle mich langsam an eine
größere Gruppe ran und bin mit Dranbleiben vollauf
beschäftigt.
Kurz nach km 16 geht´s mir dann
wieder gut und die Quatscherei in der Gruppe nervt nur noch. Da vorne
ist ja noch mein alter Tempomacher. Der hatte schon vorhin versucht
wegzukommen, blieb aber in Sichtweite. Also mit einem kleinen
Zwischenspurt versucht, zu ihm aufzuschließen. Damit
zerbröselt dann auch die Gruppe, zwei gehen mit, der Rest
zieht sich auseinander. Letzte Verpflegungsstelle, das
Trinken im Laufen klappt besser. Kurz darauf geht es auf
recht schlechtem Asphalt bergab und ich laße meinen
Tempomacher hinter mir. Leider hab ich ihn nicht mehr getroffen, um
mich zu bedanken.
Mir geht es jetzt wieder richtig gut
und ich sammle auf dem Radweg nach Immenstadt noch ein paar
Läufer wieder ein, unter anderem auch den mit der
Trekkinghose. Wenn ich jetzt dranbleibe könnte es mit der
1:50 was werden.
Rein nach Immenstadt und auf einer
anderen Strecke zurück ins Stadion. Die Strecke ist gut mit
Ordnern abgesichert, die einen auch einweisen und teilweise anfeuern.
Bei km 19 stehen 1:37:irgendwas auf der Uhr. Jep, das reicht.
Ziemlicher Zick-Zack, wo denn jetzt, schräg gradeaus oder
rechts? Ah, da steht ein Ordner. Das eine war nur ne Hauszufahrt, wie
ich später gesehen habe. Noch ein Stück durch den
(Kur-?)Park und noch ein paar Kurven auf den Sportplatz. Hier
muß ich noch mal richtig Gas geben. Da wagt doch
tatsächlich jemand, den ich kurz vorher überholt
habe, nochmal anzugreifen. Nix da! Im Zielkanal ruft mir dann ein
Ordner zu, ich solle etwas langsamer laufen, sonst funktioniert die
Zeitmessung nicht. Ups.
Uhr abdrücken, Medaille
übergehängt bekommen, halber Becher Wasser,
Blick zur Uhr: 1:48:09 (offiziell 1:48:06) Yeah! Persönliche
Bestzeit um über 8 Minuten verbessert!
Nach dem Rennen
Wo gibt´s denn hier mehr
Getränke? Mhhh, nichts zu sehen, ich vergreife mich also an
der Zwischenverpflegung der Marathonis, die hier in Stadion die
Hälfte hinter sich haben. Cola kann ja richtig gut
schmecken. Irgendwann finde ich dann doch noch den richtigen
Zielverpflegungsstand für die "Halben".
Gestärkt mit einer Banane und mit einem Becher Wasser
in der Hand mache ich mich auf den Weg, meinen Schatz ins Ziel zu
begleiten. Ich gehe also die Rennstrecke zurück und
irritiere dabei eine Ordnerin ganz gehörig. An einer etwas
kniffligen Stelle hatten sich zwei Läufer auf die falsche
Seite einer Barriere verirrt. Ich wies ihnen den Weg, aber
natürlich war die Ordnerin auch darauf aufmerksam geworden.
Als ich also mehr oder weniger entspannt entgegen der Strecke
schlenderte, wollte sie mich unbedingt Richtung Ziel scheuchen. Erst
als ich mit der Finisher-Medaille winkte, ließ sie sich
beruhigen.
Noch etwas spazieren gehen, und da kam
Barbara auch schon: viel früher, als erwartet. "Wie weit
noch?" "Gut einen Kilometer". Also los, in für mich
gemütlichem Tempo. Denkste! Meine Waden waren überhaupt
nicht begeistert und drohten mit Krampf. Ich habe schon die
Befürchtung, Barbara alleine weiterlaufen lassen zu
müssen, aber es geht dann doch noch. Im Stadion
muss ich sie nochmal zum Zielsprint treiben, denn von hinten
kommt jemand. Die kann sie jedoch um 1 Sekunde hinter sich halten.
Nochmal Yeah!
Verpflegung, Duschen, alk.-freies
Weißbier, Kuchen, Siegerehrung.
Ich bin wie erwartet unter "ferner
liefen" (9. von 15 M45), aber mein Schatz macht bei ihrem ersten
Halbmarathon gleich den 2. Platz und darf aufs Treppchen.
Fazit
Sehr kleiner Lauf, 104 Halbmarathonis,
ca 70 Marathonis, sehr gut organisiert. Nette Siegerehrung, Duschen
OK, sehr hügelig, eigentlich kein Ort für
Bestzeiten.
Sollte man sich merken und wenn´s in
den Terminkalender passt gerne wieder.
Ach ja: geregnet hat´s während
des ganzen Rennens nicht. Ob´s an der von Barbara aufgestellten
Kerze lag?
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